Post by Andreas HollmannPost by Ottfried SchmidtPost by Andreas HollmannSind Filme auf DVD eigentlich grundsätzlich im "interlaced"-Verfahren
abgespeichert?
Nein, sogar eher selten. Manche Hersteller encoden nur im
Interlaced-Modus, obwohl die Filme progressiv sind.
Hä? Da widersprechen sich doch Deine beiden Aussagen.
Wo? Du scheinst zwei Dinge miteinander zu verwechseln: progressive bzw.
interlaced *Inhalte* vs. progressive bzw. interlaced *Signale*. Das sind
zwei verschiedene Kisten. Ein interlacetes Signal kann neben einem
interlaceten Inhalt auch einen progressiven Inhalt mit der selben frame
rate tragen, weil das ja nur ein Sonderfall ist, bei dem beide fields
des interlaced Signals (die bei doppelter frame rate vorliegen) vom
selben Zeitpunkt stammen statt von zwei versetzten. Genau das passiert
andauernd bei unserem gewöhnlichen Videosignal: Es trägt oft inter-
lacete Inhalte (Studiosendungen, Spocht, allgemein "Video") mit voller
field rate von 50/s - aber gelegentlich auch progressive Inhalte (Kino-
filme oder absichtlich bzw. unabsichtlich progressiv erstelltes anderes
Material) mit einer frame rate von 25/s.
Genau so ist das auf DVD: Je nach Material ist das inhaltlich progressiv
oder interlaced. Wenn es inhaltlich interlaced ist, dann bietet MPEG2
Vorkehrungen, das auch korrekt interlaceerhaltend zu kodieren. Das hatten
wir erst letztens hier.
Post by Andreas HollmannHabe gerade im Stern einen Bericht über Billig-DVD-Player gelesen. Da
wurde bei einem Gerät als besonderheit herausgestellt, daß es über einen
extra VGA-Ausgang einen Beamer betreiben kann und daß extra dafür eine
Software-Funktion existiert, die das interlaced Video in ein
progressives umwandelt, da die ja auf dem Beamer eine bessere Qualität
hätte.
Das nennt man dann einen "progressive scan" Player. Das heißt nix weiter,
als dass da nah bei der Quelle der Videoinformation ein Scaler einge-
baut ist, der das ursprüngliche Videosignal (das ja letztlich zur Aus-
gabe als 576i gedacht ist) hochrechnet und optional deinterlaced, damit
es auf entsprechenden Displays besser aussieht. Der Vorteil, das direkt
im Player zu machen statt in einem externen oder im Display eingebauten
Scaler, ist die Verfügbarkeit zusätzlicher Informationen an dieser
Stelle (insbesondere von 24fps 3:2 pulldown hinted NTSC, was uns in PAL-
Land aber weniger interessiert und damit auch den Sinn von PS mit PAL
stark relativiert, bleibt die sichere Erkennung von interlaced vs.
progressivem Inhalt, sofern beim Mastern der DVD nicht geschludert
wurde).
Post by Andreas HollmannNur wozu denn extra in progressiv umwandeln, wenn DVDs sowieso schon
progressiv sind. Verstehe ich nicht.
Gleich zwei Denkfehler: Die Umwandlung erfolgt in ein progressives
Signal, das ist wie gesagt zu trennen von progressiven Inhalten. Und
vor allem: *DVDs* *enthalten* *nicht* *nur* *Spielfilme*. Verzeih die
fette Schrift, aber ich frage mich ernsthaft, wieso das andauernd über-
sehen wird. Wenn das Material auf der DVD interlaced ist, dann muss das
auf einen progressive scan Ausgang natürlich deinterlaced werden. Also
aus dem interlaceten Inhalt ein progressives Signal generiert werden.
Und das hat gefälligst zu funktionieren, wenn ich mir Extras, 'ne TV-
Serie oder 'ne Musik-Video/-Konzert-DVD reinziehe, auch wenn alle Welt
im Tunnelblick immer nur DVD:==Spülfilm annimmt. Those discs are more
versatile ;)
Post by Andreas HollmannWird denn das progressive DVD Signal für die Widergabe auf dem Fernseher
extra in ein interlaced Signal umgewnadelt?
Es *gibt* *kein* progressives "Signal" auf der DVD. Das Signal zum TV
ensteht erst im Player, und natürlich muss es den Normen entsprechen,
also aus zwei Fields bestehen. Das ist aber keine Umwandlung, weil es
vorher kein "Signal" gab, sondern nur einen MPEG2-Datenstrom. Aus dem
kann man alle möglichen Signale erzeugen, standardmäßig halt klassisches
Video. Und das kann, wie oben schon dargelegt, sehr wohl progressive
Inhalte (25fps) oder interlacete Inhalte (25fps bei 50fields/s) tragen.
Wenn wir den MPEG2-Datenstrom unbedingt als Signal sehen wollen, dann
hat er (auf PAL DVD) die selbe Potenz wie das klassische Videosignal: Er
kann 50fields/s interlaced oder 25fps progressive transportieren. Nicht
mehr. Insbesondere kann er *überhaupt* *nicht* 50fps progressive über-
mitteln, was aus mir schleierhaften Gründen immer wieder von Leuten
angenommen wird, die den Begriff PS-DVD-Player in den falschen Hals
bekommen haben. Es ist also nie ein progressives "Signal" vorhanden,
das besser als das mit klassischem Video abgedeckte 25fps von nur halb
ausgenutztem Interlace wäre - folglich muss man da auch nichts runter-
rechnen. Man kann es höchstens optional hochrechnen, z.B. auf 576p, VGA,
XGA, 720p, 1080i/p...
Post by Andreas HollmannDenn mit einem progressiven
Signal kann der Fernseher ja nichts anfangen, oder?
Kommt drauf an, was wir konkret für die syntaktischen Variablen
"Fernseher" und "progressives Signal" einsetzen. Mein Sony FD1 kann z.B.
VGA und eingeschränkt SVGA - nicht, dass ich eine sinnvolle Verwendung
dafür hätte ;)
--
The _S_anta _C_laus _O_peration
or "how to turn a complete illusion into a neverending money source"
-> Andre "ABPSoft" Beck +++ ABP-RIPE +++ Dresden, Germany, Spacetime <-